Schöffler Stiftung

7. Preis

“Priscilla”

offener Wettbewerb SIA 142

Murten

2025

Bauherrschaft: Heinz Schöffler Stiftung

Leitidee zum Ort und zur Aufgabe

Zwischen den historischen Ortskernen von Murten und Meyriez befindet sich diese letzte unverbaute Parzelle, auf der sich vier bestehende Gebäude und eine große Wiese befinden. Der einzigartige Charakter des Ortes soll bewahrt und aufgewertet werden. Die Anordnung der Gebäude schafft klare Außenräume mit sehr unterschiedlichen Qualitäten. So entsteht zwischen den bestehenden Wohnhäusern und den neuen Wohnbauten ein windgeschützter, gut besonnter Innenhof, der von der bestehenden Zeder dominiert wird. Seeseitig entsteht eine offene Spielwiese, die an den Chatoneypark oder die Pantschau erinnert.
Das Haus der Begegnung übernimmt die Typologie und den Ausdruck der straßenbezogenen Häuser und fügt sich in die bestehende Siedlungsstruktur ein. Das ehemalige Wohngebäude des Stifterpaars behält seine räumliche Sonderstellung. Zusammen mit den Zwischenräumen ergeben die sieben Gebäude ein schlüssiges ortsbaulich abgestimmtes Ensemble.

Aussenräumliche Qualitäten/Erschließung/Grünanlage
Um den Parkcharakter zu bewahren, wurde großer Wert auf den Erhalt der zusammenhängenden Grünflächen gelegt. Die Wegeerschließung ist peripher an den Rändern angelegt und weitet sich an strategischen Orten zu Begegnungs- und Aufenthaltsräumen aus. Die freistehende Zeder und die Hängenden Gärten werden in die neue Gartenanlage integriert. Die große Wiese in Richtung See wird seitlich von Bäumen eingerahmt. Die Wohnungen im Erdgeschoss profitieren von einem direkten Treppenabgang in die eigene Vorgartenzone.

Velofahrer können direkt bis an die Hauseingänge der Wohnbauten und der Kita fahren und dort parkieren. Zusätzlich gibt es in der Autoeinstellhalle einen grossen Veloraum. Die Autoeinstellhalleneinfahrt befindet sich am tiefsten Punkt der Parzelle und kann einfach realisiert werden. Neun Rollstuhlparkplätze befinden sich verteilt in der Autoeinstellhalle und zwei beim Eingang der Kita, wo sich auch die Anlieferung befindet, die über die bestehende Gemeindestrasse erfolgt.

Die Feuerwehrzufahrt ist an drei Orten gewährleistet: An der Ryf bei der bestehenden Zufahrt, und je ab der Gemeindestrasse auf der Höhe der Kitazufahrt und im Bereich des Kehrplatzes des Strandbades.

Eine leichte Abdrehung der Gebäude gegenüber dem Seeufer und die Öffnung Richtung Westen verbessern die Besonnung. Durch das „Durchwohnen” entsteht eine Großzügigkeit der Wohnungen und es ergibt sich immer wieder ein Blick zum Innenhof bzw. zum See. Die offene Balkonstruktur aus Holz und die Sonnenstoren unterstützen die Transparenz, verleihen dem Baukörper eine gewisse Leichtigkeit und nehmen das Thema der Seebauten auf. Die Zimmer sind nutzungsneutral gestaltet, was den Bewohnern eine hohe Flexibilität ermöglicht. Notfalls kann das Wohnzimmer auch zu Schlafzwecken verwendet werden.

Im Eingangsbereich schafft ein 140 cm hoher Réduitschrank den notwendigen Sichtschutz. Die gestreute Anordnung der Wohnungstypen pro Geschoss sorgt für eine gute Durchmischung innerhalb der Anlage. Bei veränderter Wohnungsnachfrage ließe sich der Wohnungsschlüssel einfach anpassen.

Gesamtökonomie, NachhaltigkeitDie Gebäude sind kompakt gebaut, haben ein Satteldach und sind nur wo nötig unterkellert. Die Erd- und Obergeschosse sind in Holzbauweise errichtet. Der hohe Repetitionsgrad und die einfache Konstruktionsweise der Wohnungen versprechen eine kostengünstige Realisierung. Die Autoeinstellhalle kann auf einem Geschoss realisiert werden und ist rationell organisiert. Der Anteil an befestigten Außenflächen ist dank der rationellen Erschließung gering.

Die Wärmeproduktion kann entweder mittels Erdsonden oder durch die Nutzung vorhandener Fernwärme erfolgen. Regenwasser kann einfach in den See abgeleitet werden. Die Dächer sind mit Photovoltaikpaneelen versehen.

Hochwertige Architektur ist ein Teil gesellschaftlicher Nachhaltigkeit. Sie trägt zur Langlebigkeit von Gebäuden bei und verhindert die vorzeitige Vernichtung grauer Energie. Ein sinnvoller Wohnflächenanteil pro Bewohner gehört zu den effektivsten Massnahmen im Rahmen der Nachhaltigkeit. Dies gilt sowohl für die Erstellung als auch für die gesamte Lebensdauer einer Immobilie. Ein einfacher, technikarmer Baustandard bedeutet Langlebigkeit und niedrige Erstellungs- sowie Instandhaltungskosten. Dies begünstigt erschwingliche Mietpreise. Naturnah gestaltete Aussenräume erhöhen die Lebensqualität, leisten einen Beitrag zur Biodiversität und beeinflussen das Klima positiv.

Haus der Begegnung
Dieses Haus, das sowohl den Bewohnern des Quartiers als auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen soll, ist gut auffindbar am höchsten Punkt an der Südecke der Parzelle platziert und wird seine Funktion als Treffpunkt leicht erfüllen können. Durch den Zugang zur Gesamtanlage über eine breite Passerelle und die großzügige Treppen- und Liftanlage erhält es eine Scharnierfunktion und kann zwischen den unterschiedlichen Niveaus vermitteln. Damit ist ein hindernisfreier Zugang ins gesamte Quartier gewährleistet. Im Eingangsgeschoss befinden sich der multifunktional nutzbare Heinz-Schöffler-Saal und eine attraktive, gedeckte Terrasse. Dieses „öffentliche Geschoss“ kann für Veranstaltungen, Konzerte und Feste auch durch Aussenstehende genutzt werden, ohne die Bewohner der unteren Gebäude zu stören. Die Veranda öffnet sich zum Grünraum des Strandbads. Von dort aus können Benutzer die Sonnenuntergänge über dem See und dem Jura sowie das Nachleuchten des Wolkenhimmels bewundern. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss des Hauses befindet sich die Kita. Der abgeschlossene Aussenraum im oberen Geschoss ist nach Süden ausgerichtet und nutzt die Topografie als natürliche Abgrenzung und Aktivitätsraum. Die Zugänge zur Kita sind einfach zu finden.

Concierge Social
Er befindet sich am Platz der Begegnung und vermittelt zwischen dem Haus der Begegnung und den Wohnbauten. Die Räumlichkeiten können sowohl extern von Organisationen wie Pro Senectute als auch intern als Gästezimmer genutzt werden.

Wohnbauten
Vom Haus der Begegnung aus gelangt man über Laube und Treppenhaus bzw. Aufzug bis auf das Erdgeschossniveau der Wohnanlage und in den grünen Innenhof. Die gut auffindbaren Treppenhäuser sind an den Ecken der Gebäude angeordnet. Ein Laubengang erschließt die Wohnungen. Dies ist ein Ort, an dem sich die Bewohner treffen und „gesehen und gehört” werden können.

Der Grundriss reagiert auf die spezielle Lage des Ortes: Der nach Süden ausgerichtete Laubengang weitet sich zu einem Küchenbalkon aus, während auf der Nordseite die Bewohner ab Nachmittagsmitte die Sonne und später den Sonnenuntergang genießen können.

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